ecoglobe Mail an Herrn Prof. Dr. Rolf Kreibich über nachhaltige Städte
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Persönliche Post an einflussreiche Personen könnte zu Änderung Führen.
E-Mail vom 9. Mai 2011 an
IZT - Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung,
und Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin,

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Rolf Kreibich,
Sehr geehrte Frau Lisa Beier,

ich danke für Ihre Einladung zum Zukunftsgespräch am 26. Mai 2011 zum Thema:

"ZUKÜNFTE EUROPÄISCHER STÄDTE UND MEGACITIES"

Leider werde ich nicht teilnehmen können.

Erlauben Sie mir deshalb, Ihnen hernach einige Gedanken zu dem Thema zu unterbreiten.

Im Jahr 2050 werden voraussichtlich zwischen 70 und 80 Prozent der Menschen in den Städten wohnen, schreiben Sie. Die UNO sagt eine Weltbevölkerung von ungefähr 9,3 Milliarden Menschen in 2050 voraus.

Desweiteren fragen Sie, ob die europäischen Städte beispielhaft aufzeigen könnten, wie Städte nachhaltig zukunftsfähig gestaltet werden.

Bei solchen Voraussagen und Fragestellungen werden offensichtlich einige wichtige Faktoren übersehen, so zum Beispiel:

1. In ihrem letzten World Energy Outlook vom 9.22.2010 hat auch die IEA, die Internationale Energieagentur in Paris, eingestanden, dass die Welt auf dem Erdölfördermaximum angelangt ist.
In ihrer Graphik Die IEA zeichnet den Beginn des Maximums bei 2003 und zeigt einen Beginn des Abstiegs bei 2009 (vgl. www.ecoglobe.ch/energy/e/outl0n09.htm ).
Da es keine gleichwertige Alternativen zu Erdgas, Erdöl und Kohle gibt, werden in der kurz bevorstehenden Zeit nach dem Ölfördermaximum die Agrarproduktion, die Industrieproduktion und die Transporte zurückgehen.
Wir werden dann gezwungen sein, wieder lokal zu produzieren was wir lokal brauchen und zwar auf einer viel tieferen Materialdurchsatzebene.

2. Städte sind immer von zugeführten Ressourcen aus der Umgebung, bzw. der ganzen Welt, abhängig. Deswegen gibt es keine nachhaltige Städte. In der Nach-Ölzeit werden Städte und Megastädte nicht überleben können. Wir werden froh sein, wenn wir den Übergang zu einer relokalisierten und weitgehend entmechanisierten Wirtschaft ohne Unruhen und Kriege um die letzten Rohstoffe schaffen.

3. Die Menschheit hat die Tragfähighkeit der Erde um viele Male überschritten, in der Annahme, dass wir vor dem industriellen Zeitalter noch einigermassen nachhaltig lebten.
Ein Zustand der Nachhaltigkeit besteht, wenn wir Ressourcen nicht schneller abbauen als sie von der Natur wieder regeneriert werden.
Die Weltbevölkerung ist wahrscheinlich 10 mal zu hoch und der Prokopverbrauch übersteigt einen halbwegs vernünftigen Abbau nichterneuerbarer Rohstoffe um das vierzigfache (vgl. www.ecoglobe.ch/scenarios/d/itin0903.htm: Die Dringlichkeit der "Wachstumsrücknahme" )

Unter solchen Vorzeichen haben wir nur eine vernünftige Wahl: das Wachstum stoppen und eine geplante Verringerung unseres Umweltverbrauchs einleiten.

So lange die allgemeine Politik weiterhin "Wachstum" lautet und das Bevölkerungswachstum tabuisiert wird, haben wir keine Chance zu überleben. In 2050 werden keine 9,3 Milliarden Menschen auf dem Planeten wohen, weil die Ressourcen - sicheres Land, Wasser, Nahrung, Energie, Artenvielfalt - in der kurz bevorstehenden Nach-Ölzeit zunehmend knapp werden.
Es geht schon längst nicht mehr um "künftige Generationen. Es geht um uns und unsere bereits lebenden Kinder und Enkel.

Ich hoffe, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Rolf Kreibich, dass diese Gedanken Ihre Aufmerksamkeit finden. Ihre Reaktion würde mich freuen.
Bedenken Sie dabei, dass es kein immaterielles oder sonstiges nachhaltiges Wachstum gibt (vgl. www.ecoglobe.ch/economics/d/kof7130.htm: "Wachstum oder Nachhaltigkeit" - Brief an die KOF Zürich ). Ebensowenig werden Hoffnung, Optimismus oder Technologie aufgebrauchte Rohstoffe und ausgestorbene Arten wiederherstellen können.

Mit freundlichen Grüssen ... Helmut Lubbers

--
Helmut Lubbers, Ing. MSocSc DiplEcol, 14 bd Carl-Vogt, 1205 Genève,
Switzerland, helmutecoglobe.ch - www.ecoglobe.ch - www.ecoglobe.org

cc:
Mara Junge, IZT <zukunftsgespraecheizt.de>
Lisa Beier <Beierboell.de>
Stefan Schurig, Klima- und Energiedirektor/Architekt, World Future Council (WFC), Hamburg <Stefan.Schurigworldfuturecouncil.org>

Kopie publiziert auf www.ecoglobe.ch/sustain/d/bier1509.htm
Einladung:

Von: zukunftsgespraecheizt.de Gesendet: 05.05.2011 12:46
An: helmutecoglobe.ch
Betreff: Einladung 26.5. Zukunft europäischer Städte und Megacities / Podiumsdiskussion
Anlage: BZG_Megacities_260511.pdf 3.1 MB

Sehr geehrte Damen und Herren,

das IZT - Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung und die Heinrich-Böll-Stiftung laden Sie herzlich zum nächsten Berliner Zukunftsgespräch ein - zu dem Thema:

"ZUKÜNFTE EUROPÄISCHER STÄDTE UND MEGACITIES"

TERMIN: Donnerstag, den 26. Mai 2011, 19.30 bis 21.00 Uhr ORT: Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8, 10117 Berlin (Mitte)

In den Städten entscheidet sich die Zukunft. Schon heute leben von den fast 7 Milliarden Menschen auf der Erde 54 Prozent in Städten. Im Jahr 2050 werden es voraussichtlich zwischen 70 Prozent und 80 Prozent sein. Die Megastädte, besser Mega-Agglomerationen, sind der sichtbarste Ausdruck eines ungezügelten Wachstums, dessen Wucherungen nicht nur in die Fläche, sondern auch in die Höhe und Tiefe der Biosphäre wirken. Das Berliner Zukunftsgespräch soll sich der Frage widmen: Sind die europäischen Städte von den gleichen Megatrends bedroht? Oder könnten sie beispielhaft aufzeigen, wie Städte nachhaltig zukunftsfähig gestaltet werden?

ES DISKUTIEREN:
* Abebayehu Assefa, Leiter der Abteilung Energie am Institute of Technology (AAiT), Addis Abeba, Äthiopien
* Michael Knoll, IZT - Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung, Berlin / "Future Megacities"-Projekt, Südafrika
* Magali Menant, Leiterin der Abteilung Bauen, Energie und Umwelt an der Deutschen Auslandshandelskammer in Shanghai, China
* Saif Ul Haque, Architekt, Dhaka, Bangladesch

MODERATION:
* Stefan Schurig, Klima- und Energiedirektor/Architekt, World Future Council (WFC), Hamburg
ANMELDUNG bitte bis zum 19. Mai unter der E-Mail-Adresse:
zukunftsgespraecheizt.de
Kontakt am IZT: Mara Junge, Tel: +49.(0)30-803088-66
Der Eintritt zum Zukunftsgespräch ist frei.
Die komplette Einladung finden Sie im Anhang dieser E-Mail.

KONFERENZ "URBAN FUTURES 2050"
Das Berliner Zukunftsgespräch findet als abendliches Highlight im Rahmen der internationalen Konferenz "Urban Futures 2050" statt, zu der die Heinrich-Böll-Stiftung für den 26. und 27. Mai 2011 nach Berlin einlädt.
Mit Ausnahme des Zukunftsgesprächs ist die Teilnahme an Veranstaltungen der Urban-Futures-Konferenz kostenpflichtig.
Die Anmeldung zur Konferenz erfolgt über ein elektronisches Anmeldeformular.
Kontakt bei der Böll-Stiftung: Lisa Beier, E-Mail: beierboell.de, Tel.: +49.(0)30-28534-256
Zur Konferenz und zur Konferenz-Anmeldung:
http://www.boell.de/calendar/VA-viewevt-de.aspx?evtid=9402&crtpage=5

Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Rolf Kreibich

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IZT - Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung
gemeinnützige GmbH
IZT - Institute for Futures Studies and Technology Assessment
Tel.: +49 30 803088-0
Fax: +49 30 803088-88
E-Mail: zukunftsgespraecheizt.de
http://www.izt.de

Sitz der Firma: Schopenhauerstr. 26, 14129 Berlin
Registergericht: Amtsgericht Charlottenburg, Registernummer: HRB 18636
Die Geschäftsführer: Prof. Dr. Rolf Kreibich, Dr. Roland Nolte
Aufsichtsratsvorsitzender: RAuN Eckard Lullies
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