ecostory 66/2005
Raubtier-Wirtschaft?
Startseite - Page principale (home) | Wachstumsdiskussion | Nachhaltigkeit | (zurück - retour - back)

Ein Sonntagmorgengespräch im Radio SWR1-Rheinland-Pfalz - Email ins Studio

Sehr geehrter Herr Hans Lohmann,

Ich weiss, dass dies keine Publikumsdiskussion ist. Gestatten Sie mir dennoch einige Anmerkungen anzubringen.

Herr Lehmann hat m.E. durchaus recht, wenn er sinngemäss sagte, dass dies eine Raubtier-Wirtschaft ist, in der internationalen Konkurrenz. [Frank Lehmann - Börsenexperte der ARD]

Aber er macht den gleichen unheimlichen und grossen Fehler, wie alle diese Ökonomen vom Dienst. Sie vergessen geflissentlich, dass gerade sie es sind, die Wirtschafts-"Wissenschaftler", die uns dieses Elend eingebrockt haben und weiter einbrocken, weil sie nicht wissen (wollen),

1. dass Freihandel ohne Schranken unweigerlich eine Angleichung auf die weltweit tiefsten Standards bedeutet. Wer will denn chinesische Zustände, wie man sie z.B. im Stern und Spiegel in Deutschland genau nachlesen kann? Eben diese Zustände reden jene Ökonomen und ihnen im Gefolge die Merkels, Schröders und auch die naiven Grünen herbei.

2. dass Handel im Grunde genommen eine unproduktive Tätigkeit ist, die deswegen hoch im Kurs der Habenden steht, weil der Handel grössere Gewinne erbringt als produktive Tätigkeit. Ich rede dabei nicht vom Handel, die eine wirkliche Verteilfunktion erfüllt. Aber diese Auslagerung der Produktion nach †bersee ist eine Folge der ausschlieslichen Ausrichtung auf Aktienkurse und Shareholder value (Entschuldigung für den englischen Ausdruck). So alsob die anderen Werte und Menschen gar nicht mehr zählen, jene anderen 95 Prozent der Bevölkerung der Normalverdiener und -arbeiterInnen.

3. dass Wirtschaftswachstum auf einer Welt mit beschränkten Abmessungen und Vorräten eine Selbstmordstrategie ist. Früher hat man produziert, was gebraucht wird. Heute produziert man um mehr zu bekommen. Aber jeder Euro Mehrproduktion bedeutet mehr Abfall, Vergiftung und weniger Vorräte und weniger Zukunft für unsere Kinder. Jene vorhergesagte 9 Milliarden Weltbevölkerung um 2050 werden wir nicht erreichen, weil unsere Strukturen vorher in Kriegen um die letzten Rohstoffe zusammenbrechen werden.

Im Schluss geht es dem Herrn Lehmann auch nur um Anlagestrategie, also ums Geldverdienen mit Wertpapierhandel, also aus einer unproduktiven Tätigkeit.

Auf solche Leute muss man nicht mehr hören, weil sie nicht das Volk oder das Land sondern nur die Privatinteressen einer kleinen Minderheit vertreten, die ihr Geld auch dann verdienen, wenn die Produkte in China unter Zwangsarbeiterbedingungen hergestellt werden.

Herr Lehmann ist närrisch auf kleine Kinder. Dann soll er mal die irdischen Realitäten ausserhalb seiner Wirtschaftstheorie anschauen und sich dessen bewusst werden, was für eine Zukunft sich da anbahnt, wegen unserer nichtnachhaltigen Politik.

Und noch bevor Sie über Pessimismus und Optimismus anfangen. Weder das eine noch das andere ist der Rede Wert. Es geht nur um den knallharten Realismus. Optimisten sind im Grunde nur jene, die trotz allen widerlichen Wirtschaftspraktiken und -illusionen noch daran glauben und dafür kämpfen, dass das Steuer rechtzeitig umgerissen wird. Dass unsere Politiker den Freihandel wieder abschwören und vor allem die slbstmörderische Wachstumspolitik.

Mit freundlichen Grüssen ... Helmut Lubbers
(21.8.05)


ecoglobe - Nachhaltigkeit
Wachstumsdiskussion
Ihre Reaktion - votre réaction

Startseite | Stichwortseite a-zecostory | zurück - retour - back
ecoglobe seit 1997
5d24