ecostory 12-2004 - "Lawine aus Elektroschrott"

Umweltexperte Rüdiger Kühr, 33, Mitherausgeber der eben erschienenen Studie "Computers and the Environment" [Computers un Umwelt], über die Ökobelasung durch Computertechnik.


SPIEGEL: Herr Kühr, die Computer schrumpfen von Jahr zu Jahr. Gilt das auch für die von ihnen ausgelöste Umwelbelastung?
Kühr: Leider nein. Gerade erholt sich die Hightech-Branche wieder von ihrer Krise. Für die Natur ist das nicht unbedingt eine gute Nachricht.
SPIEGEL: Aber immer mehr Rechner laufen mit Strom sparenden Prozessoren, nur etwa drei Prozent des Stroms werden von Bürogeräten verbraucht.
Kühr: Der Stromverbrauch ist weniger das Problem, sondern die Herstellung und die Entsorgung der Geräte. Beim Bau eines Computers wird ein Cocktail aus 22 Kilogramm mitunter hoch giftiger Chemikalien verarbeitet.
SPIEGEL: Wo landen die alten Rechner?
Kühr: Derzeit verstaubt ein Großteil von ihnen noch in Kellern und auf Dachböden - sozusagen als chemische Zeitbomben. In ein paar Jahren, wenn sie entsorgt werden müssen, kommt eine riesige toxische Lawine aus Elektroschrott auf uns zu.
SPIEGEL: Brauchen wir also bessere Recyclingsysteme?
Kühr: Sinnvoller wäre es, die Nutzungsdauer der Geräte zu verlängern. Derzeit werden Computer häufig nach rund drei Jahren gegen neue Modelle ausgewechselt - auch deswegen, weil sie sich nicht leicht aufrüsten lassen. Auch die Steuergesetze sollten so geändert werden, dass sich gebrauchte Geräte leichter abschreiben lassen. Der beste Öko-PC ist eben nicht ein neuer Energiesparrechner, sondern eine alte Kiste, die ich statt drei Jahren doppelt so lange verwende.

Quelle: Der Spiegel vom 15.3.2004, S. 120

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