SPIEGEL: Herr Kühr, die Computer schrumpfen von Jahr zu Jahr. Gilt das auch für die von ihnen ausgelöste Umwelbelastung? Kühr: Leider nein. Gerade erholt sich die Hightech-Branche wieder von ihrer Krise. Für die Natur ist das nicht unbedingt eine gute Nachricht. SPIEGEL: Aber immer mehr Rechner laufen mit Strom sparenden Prozessoren, nur etwa drei Prozent des Stroms werden von Bürogeräten verbraucht. Kühr: Der Stromverbrauch ist weniger das Problem, sondern die Herstellung und die Entsorgung der Geräte. Beim Bau eines Computers wird ein Cocktail aus 22 Kilogramm mitunter hoch giftiger Chemikalien verarbeitet. SPIEGEL: Wo landen die alten Rechner? Kühr: Derzeit verstaubt ein Großteil von ihnen noch in Kellern und auf Dachböden - sozusagen als chemische Zeitbomben. In ein paar Jahren, wenn sie entsorgt werden müssen, kommt eine riesige toxische Lawine aus Elektroschrott auf uns zu. SPIEGEL: Brauchen wir also bessere Recyclingsysteme? Kühr: Sinnvoller wäre es, die Nutzungsdauer der Geräte zu verlängern. Derzeit werden Computer häufig nach rund drei Jahren gegen neue Modelle ausgewechselt - auch deswegen, weil sie sich nicht leicht aufrüsten lassen. Auch die Steuergesetze sollten so geändert werden, dass sich gebrauchte Geräte leichter abschreiben lassen. Der beste Öko-PC ist eben nicht ein neuer Energiesparrechner, sondern eine alte Kiste, die ich statt drei Jahren doppelt so lange verwende. Quelle: Der Spiegel vom 15.3.2004, S. 120 ecoglobe Nachhaltigkeit - pages sur la durabilité | Ihre Reaktion |