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"Rio+" Wachstum und "Grüne Wirtschaft"
Die unabhängigen Medien berichten ernsthaft über diese Rio+20-Konferenz und ihre mangelhaften Ergebnisse.

Immer wieder kann man lesen, dass Schlimmes auf uns zu kommt, wenn wir nicht grosse Änderungen vornehmen.

Solche Äderungen sind jedoch unter dem herrschen Regime der Wirtschaft, Politik und der Disziplin der Ökonomie nicht zu erwarten. Die sind im Wachtumsdenken verhaftet, legen sich höchstens ein grünes Ornament um den Kopf und versuchen Hoffnung zu verbreiten.

Weil sich nichts ändert kann man nur schlussfolgern, dass wir verloren sind. Vgl. Ölfördermaximum.

Den Reportern fehlt meistens die Zeit, manchmal das Wissen und vielleicht auch die Erlaubnis ihrer Oberen, die konkrete Sachlage frei von ideologischen Fehlern darzustellen. Dennoch schätzen wir diese unabhängigen Berichte sehr. Danke!

Hernach ein Bericht über "grünes Wachstum" der Radio DRS Reporterin Priscilla Imboden.

Vergleichen Sie auch:
  • "Rio" +5 +20 +40 - Der Karneval geht weiter
  • Antworten von SwissCleanTech Nick Beglinger auf Rio+20 Fragen - Radio DRS Echo vom 20.6.2012
  • [farbige Hervorhebungenen und Kommentare von ecoglobe.ch]

    Radio DRS Echo vom 19.6.2012

    [DRS Studio-Sprecherin, Frau Simone Fatzer] [Audio [neues Fenster]]: "Nachhaltigkeit, das war der Begriff, den der Erdgipfel in Rio vor zwanzig Jahren auf die Agenda setzte. Und die "grüne Wirtschaft", die Klaus Töpfer in ihrer aktuellen Form eben kritisierte, die steht heute im Vordergrund."

    Die UNO-Umweltorganisation [UNEP], die OECD [Europäische Organisation für Handel und Entwicklung] und auch die Schweiz [die "offizielle" Schweiz] propagieren dieses Konzept, "grüne Wirtschaft" oder "grünes Wachstum".
    [1. Das Adjektiv "grün" ist nicht definiert.
    Wenn "grün" die Bedeutung "nachhaltig" haben soll, dann muss "Nachhaltigkeit" definiert werden als
    • die Qualität einer Gesellschaft, die sehr lange unverändert so weitergeführt werden kann, das heisst
    • der Zustand einer Gesellschaft, in der die Ressourcen nicht schneller verbraucht werden als die Natur sie regenerieren kann
    Nachhaltigkeit..."(Die gängige "Brundtland"-Definition von "Nachhaltiger Entwicklung" ist fehlerhaft und irreführend.
    Ebensowenig hat "Nachhaltige Entwicklung" drei ebenbürtige Komponenten. Beides, das Soziale und die darin eingebettete Wirtschaft, sind völlig von der Umwelt abhängig.
    "Entwicklung" bedeutet in der Praxis immer "mehr" und "mehr" kann deshalb nicht nachhaltig sein. Entwicklung in armen Regionen muss durch Redultion von Luxus in reichen Regionen kompensiert werden.)
    Von einer nachhaltigen (grünen) Gesellschaft sind wir sehr, sehr weit entfernt, und das Wachstum der Wirtschaft und der Bevölkerung macht die Lage stetig schlimmer.

    2. "Wachstum" bedeutet "mehr" im Vergleich zum vorherigen Jahr. "Wirtschaft" is die Gesamtheit der Aktivitäten im Land. "Wachstum" mit "Wirtschaft" gleichsetzen ist einfach falsch. Ebensowenig kann "Wachstum" mit "Jobs" gleichgesetzt werden. Viele Leute, inklusive Ökonomen sagen "Wachstum" und meinen eigentlich "Arbeitsplätze", unabhängig davon, ob Wachstum Arbeitsplätze schafft oder nicht.
    ]

    "Die Idee ist ja auch verführerisch: Wirtschaften ohne Ressourcenverbrauch. Priscilla Imboden wollte wissen, wie realistisch das überhaupt ist."
    [Nein. Die Idee ist dümmlich. Alsob man irgendetwas machen oder tun könnte, was keine Energie und keine Rohstoffe braucht. Leben ohne zu essen. Arbeiten ohne Material zu verbrauchen. So eine Idee können sich nur gewisse Mitglieder der Disziplin der Ökonomie ausdenken, jene Leute die vom logikresistenten Wachstumsvirus befallen sind.]


    [Priscilla Imboden:] "Die Technik soll die Plünderung der Erde stoppen und gleichzeitig Arbeitsplätze schaffen. So lautet die Verheissung der "grünen Wirtschaft"".
    [Diese "Verheissung" wurde u.a. von den Ökonomen der UNEP in ihrem Green Economy Report" in die Welt gesetzt. Techik braucht Ressourcen. Allgemein gilt, dass mehr Technik mehr Ressourcen braucht und eine Beschleunigung des Resourcenverbrauchs ergibt, wie das in der Gleichung I=PxAxT erklärt wird. In gewissen Bereichen kann eine neue Technologie zu Umwelteinsparungen f&uuhren. Der Nutzeffekt nimmt jedoch bei steigendem Technikaufwand ab. (Vgl. Gruhl, S. 128-132: "Die Grenzen des Umweltschutzes")]

    "Ein Irrglaube, sagt Nico Paech. Er ist eine der bekannteren Stimmen der Umweltökonomie und lehrt an der Universität Oldenburg."

    [Nico Paech:] "Es ist eine Illusion und vor allem auch eine Mogelpackung, weil hat jemals eine technische Innovation irgendwo zu einer Entlastung der Umwelt geführt? Ich finde kein Beispiel. Das ist das Problem."
    [Ein schwaches Argument. Es gibt durchaus Beispiele, wie z.B. neuartige Wärmedämmung von Gebäuden, die nicht die altbewährte Methodik der grossen Mauerdicke gebrauchen. ]

    [Priscilla Imboden:] "Die Sonnenenergie etwa. Ersetzt Deutschland die Kohlekraftwerke mit Sonnenkollektoren, damit das Klima zwar geschont doch Arbeitsplätze verschwinden, erklärt Nico Paech. Photovoltaikanlagen erzeugen Strom ohne Zuliefererindustrie und praktisch ohne Wartung."
    [Ob das Klima dadurch geschont wir, ist fragwürdig. Die Umweltbelastung fällt anderswo an. Ausserdem kann Elektrizität die fossilen Energieträger nicht ersetzen. Sie ist auch nicht erneuerbar, weil alle Elektrizitätserzeugunganlagen fossile Energien für Herstellung und Betrieb brauchen. Schliesslich ist "praktisch ohne Wartung" falsch. Die Lebensdauer von Windgeneratoren und Solarpanelen variiert von 1 bis ungefähr 15 Jahren. Es ist keine Ausnahme, wenn ein Sonnenkollektor auf einem Hausdach oder ein Windgenerator durch eine Panne spontan zu brennen beginnt. Wind, Wasser und Sonne sind also keine umweltneutrale Energieerzeuger und sie können aus technischen Gründen das Öl nicht ersetzen. Das Arbeitsplatz-Argument ist kein Umweltschutz-Argument. Entweder will man Umweltschutz oder man will irgendetwas fabrizieren, damit man einen Arbeitsplatz in unserer modernen Wirtschaft hat. Beides zusammen ist nicht zu haben, sagt auch Nico Paech.]

    [Nico Paech:] "Die Kohleindustrie dagegen ist in sofern sehr wertschöpfungsträchtig, als sie auf permanente Plünderung angewiesen ist. Wir haben in Deutschland beispielsweise im Jahr 2010 8 Millionen Tonnen Kohle allein aus Kolumbien importiert um deutsche Kohlekraftwerke zu befüttern. Und das alles, so schmutzig es ist, generiert ständig neue Wertschöpfung."

    [Priscilla Imboden:] "Oder die Informationstechnologie. Sie wurde als Segen für die Umwelt gepriesen. Papierlose Büros, Videokonferenzen statt Businessflüge."

    [Nico Paech:] "Heute wissen wir, dass nichts während der letzten zwei Jahrzehnte mehr ökologische Schäden hervorgerufen hat alseben jene Digitalisierung, von der wir gerade glaubten, sie sei die perfekte dematerialisierung von Wertschöpfungströmen. Der Elektroschrott, dann die Stromverbräuche beispielsweise, die seltenen Erden."

    [Priscilla Imboden:] "Aber auch der Online-Konsum rundum die Uhr und die M&oumnl;glichkeit auf der ganzen Welt Güter zu produzieren. Das habe den Ressourcenverbrauch zusätzlich angeheizt. Das Beispiel bestätigt die Theorie. Keine einzige empirische Studie stützt die These, das es Wachstum ohne Resourchenverbauch gibt. Dies auch weil Technischer Fortschritt meist dazu genutzt wird, mehr zu verbrauchen. Autos verbrennen weniger Benzin, dafür fahren sie mehr Kilometer. Wohnungen sind besser gebaut, dafür grösser. Elektrogeräte brauchen weniger Strom, dafür gibt es mehr davon. "Rebound-Effekt" heisst das in der Wissenschaftssprache".
    [Dieser sogenannte "Zurückprall-Effekt (Rebound-Effekt) ist ein Scheinargument, das den Nutzen von Einsparungen nur scheinbar widerlegt. Einsparungen sind immer gut. Der grössere Verbrauch ist ein soziales Phänomen und eine Folge von Wachstum. Der Rebound-Effekt wird von der Disziplin der Ökonomie propagiert, ist jedoch keine Wissenschaft. Da werden konkrete materielle Einsparungen künstlich als nutzlos hingestellt. Es ist ein falsches Argument einer Ökonomie, die nicht will, dass weniger Umsatz gemacht wird. ]

    "Für Nico Paech ist deshalb klar..."

    [Nico Paech:] "Sie müssen sich dann entscheiden, ob Sie Wachstum oder Ökologie haben wollen. Beides kriegen Sie nicht."
    [Nico Paech meint sicherlich "Arbeitspläze" statt "Wachstum". "Ökologie" ist ein Wissenschaftszweig. Wahrscheinlich wird Umweltschutz gemeint. Also: Arbeitsplätze oder Umweltschutz. Aber. Wenn wir umweltfreundlicher arbeiten würden, das heisst, mit weniger und langsameren Transporten, wieder arbeiten wo wir wohnen, und nach dem Ölfördermaximum in vielen Bereichen auf die Maschinen verzichten müssen, dann werden wir viel mehr Handarbeit brauchen und wir werden möglicherweise genügend Arbeitsplätze haben, dafür jedoch in anderen Bereichen. ]

    [Priscilla Imboden:] "Das Konzept der grünen Wirtschaft sei so beliebt, weil sich weder Top-Manager noch Politikerinnen dem Wachstumsdiktat entziehen könnten. Für die Wirtschaftsführer gehe es ums geschäftliche Überleben. Für die Politik sei Wirtschaftswachstum für den sozialen Frieden nötig."

    [Nico Paech:] "Statt ein vorhandenes Quantum an Reichtum gerechter zu verteilen, was eine sehr unbequeme Art der Politik ist, versucht man lieber den Kuchen grösser werden zu lassen, um auf diese Weise den berechtigten Ansprüchen der Zukurzgekommenen genügeleisten zu können und ohne dabei den Status Quo der anderen antasten zu müssen. Das ist das beste Wahlkonzept, das eine Partei sich überlegen kann und auf dieser Ebene wird gewetteifert.

    [Priscilla Imboden:] "Die Folge sei, dass die Parteien in einem Gefangenendilemma stecken, sagt Nico Paech."

    [Nico Paech:] "Wer als Erste das Wagnis eingeht, den Menschen die Wahrheit einfach mal zu sagen, diese Partei wird kurzfristig erst mal abgestraft."

    [Priscilla Imboden:] "Es gebe aber nur eine Lösung um den Planeten zu retten: weniger verbrauchen. Das hiesse aber im heutigen System der Zusammenbruch ganzer Branchen und Massenarbeitslosigkeit. Doch weiter wie bisher sei auch keine Option. Irgendwann gingen die Ressourcen aus."

    [Nico Paech:] "Nicht nur Peak-Oil, sondern Peak-Soil, Peak Coltan, Peak Indium, Peak Kupfer, Peak Aluminium", wir haben so viele, peak Lithium, wir haben so viele andere Metalle und seltene Erden, von denen wir so abhängig geworden sind, deren Verknappung und damit Verteuerung unser System in den Grundfesten erschüttern wird.
    [Sehr richtig! Das nahe Ende des heutigen Erdölfördermaximums wird wahrscheinlich der Beginn des Niedergangs sein, von vermehrten Rohstoffkriegen, Hunger, Not und Zerstörung der restlichen Natur. Der Kollaps der Moderne steht uns bevor. Das kann man den Menschen nicht erzählen. Deswegen setzt man weiter auf Hoffnung, Optimismus und Technologie.]

    [Priscilla Imboden:] "Umweltökonom Nico Peach der Universität Oldenburg hat trotzdem einen Hoffnungsschimmer. Bürgerinitiativen und Netzwerke die jetzt schon versuchten, mit weniger materiellem Reichtum gut zu leben. Mit der sogenannten Post-Wachstums-Ökonomie vertritt der Wissenschaftler eine wachsende Denkschule, die eine neue Wirtschaftstheorie entwickeln möchte. Dies alles soll auch den Politikern mehr Mut machen, das System grundsätzlich zu hinterfragen, anstatt mit dem grünen Wachstum Hoffnungen zu wecken, die sich nie erfüllen würden."
    [Eine Wachstumsökonomie will immer mehr. Wenn Bürger weniger verbrauchen, dann bedeutet das wirtschaftliche Schrumpfung, ein Rückgang des Brutto-Inland-Produkts. Es braucht keine neue Wirtschaftstheorie. Es braucht die Einsicht bei den Herrschenden, dass Wachstum auf einem endlichen Planeten nicht anderes als geplanter Selbstmord für die Menschheit bedeutet. Es braucht zuerst den sofortigen, bewussten Entscheid, nicht immer mehr produzieren und verkaufen zu wollen. Die Machteliten in Wirtschaft, Politik und an den Hochschulen sind gefordert. Die Politik kann dann den Ökonomen den Auftrag erteilen, neue Wirtschaftsmechanismen auszuarbeiten.]

    [Simone Fatzer:] "Das war Priscilla Imboden in unserem Schwerpunkt zu Rio. Und das war das Echo der Zeit. Verantwortlich Isabel Jacobi, für die Nachrichten Thomas Kropf, am Mikrofon Simone Fatzer."

    [Transkription und Anmerkungen: Helmut Lubbers, 22.6.2012.]
    On a finite planet economic and population growth are suicide for humanity!
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